Jahreskreis

Der Jahreslauf lässt sich für Kinder anhand der immer wieder kehrenden Feste und Rituale wunderbar darstellen und erklären. Das Jahr bekommt Struktur, hell und dunkel, Frühling, Sommer, Herbst und Winter werden erklärbar und eingebettet in Geschichten, Mythologien und Bilder. Kinder können in die Gestaltung dieser Jahresfeste mit einbezogen werden: sie gestalten den Jahreszeitentisch mit, dürfen für Feste backen, werden an Rituale erinnert. So ergibt das ganze Jahr schon früh einen Sinn und es sind mehr als „nur“ Geburtstag, Ostern und Weihnachten, die einen Rahmen geben.

 

(Dieses fantasievolle Kinderbild habe ich auf der Webseite https://geborgen-wachsen.de/2015/09/23/aus-dem-jahreskreis-mit-kindern-das-michaeli-fest/ gefunden.)

Am 29. September feiert man das Fest des Heiligen Michael.

Zusammen mit den Festen des Heiligen Martin am 11. November und des Heiligen Nikolaus am 6. Dezember bildet das Michaelifest eine Dreiheit, die uns auf Weihnachten zuführt. Der Heilige Michael steht hierbei für den Mut, der Heilige Martin für das Mitgefühl und der Heilige Nikolaus für das Gewissen. Drei Feiertage also, die aufeinander folgen und die, beginnend mit dem mutigen Tun, über das brüderliche Mitfühlen, bis zum gewissenhaften Denken, Licht in die Dunkelheit tragen und uns auf Weihnachten vorbereiten.

Das Fest fällt in die Herbst- und Erntezeit, in der die Natur sich langsam zurück zieht und uns als Geschenke Samen und Früchte hinterlässt. Das Tageslicht nimmt ab, und mit der zunehmenden Dunkelheit bereiten wir uns langsam auf den Winter vor. In dieser Zeit nehmen wir Abschied von der sommerlichen Fülle an Sonnenlicht, Wärme und Sinneseindrücken, die uns die Natur so üppig geboten hat.

Im Herbst brauchten unsere Vorfahren das Vertrauen und den Mut, daran zu glauben, dass das Absterben der Natur nur vorübergehend und ein Wiedererwachen im Frühling möglich ist. Mit dem Herbst begann und beginnt die Zeit der inneren Einkehr, der Blick richtet sich von außen nach innen. Elektrisches Licht und Heizung sind ein Segen, erwärmen unsere Herzen aber nicht. Innere Wärme und inneres Licht müssen wir uns selbst schaffen. Und dazu gehört auch der Mut, den das Michaelsfest uns vermitteln kann.

Michaeli ist daher ein Fest, sich auf „das Himmlische“ zu besinnen. Jedem, bei dem sich im Herbst und Winter manchmal depressive Verstimmungen den Weg bahnen, tut was dagegen. Es geht um Besinnung und darum, sich Gedanken um das Leben zu machen.

Kinder verstehen den Sinn, der hinter diesem Fest steht, noch nicht in dem Maß, in dem wir Erwachsene ihn verstehen können. Doch durch die Bildlichmachung in Form von Geschichten und Darstellungen auf dem Jahreszeitentisch erhalten sie einen Eindruck davon, was das Fest aussagt: Dass wir uns mutig und tatkräftig gegen Dinge stellen können und sollen, die uns nicht gut tun. Eine Geschichte, die zu Michaeli passt und es für Kinder bildlich macht, ist die Legende vom Heiligen Sankt Georg: Er kämpft mit einem Drachen, um eine Königstochter zu befreien. Auf unserem Jahreszeitentisch bilden wir genau diese Geschichte nach: Der Kampf des Ritters mit dem Drachen auf rotem Untergrund. Dazu wird den Kindern die Geschichte vom „Lichtschwert“ aus dem Jahreszeitenbuch vorgelesen.